Frage an Islam Fatwa:
Wird die Wudhu (Gebetswaschung) bei Unterbrechung oder durch zu langes Andauern ungültig?
Schaykh Muhammad al‑Uthaymin sagte:
Es ist Pflicht beim Durchführen der Wudhu, dass die Körperteile nacheinander gereinigt werden, ohne Verzögerung („Muwala“ genannt, d. h. mit Kontinuität in den Schritten).
(Beweise zu diesem Standpunkt:)
Die Kontinuität ist erforderlich aufgrund des Wortes des Erhabenen:
﴿ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا إِذَا قُمْتُمْ إِلَى الصَّلَاةِ فَاغْسِلُوا وُجُوهَكُمْ وَأَيْدِيَكُمْ إِلَى الْمَرَافِقِ وَامْسَحُوا بِرُءُوسِكُمْ وَأَرْجُلَكُمْ إِلَى الْكَعْبَيْنِ ﴾
„O die ihr glaubt, wenn ihr euch zum Gebet aufstellt, dann wascht euch das Gesicht und die Hände bis zu den Ellbogen und streicht euch über den Kopf und (wascht euch) die Füße bis zu den Knöcheln.“ (Surah al‑Maʾidah 5:6)
Diese Ayah zeigt, dass das eine unmittelbar dem anderen folgen muss, ohne Verzögerung. (...)
Der Beleg aus der Sunnah ist, dass der Prophet (ﷺ) die Wudhu stets fortlaufend vollzog und nie zwischen den Körperteilen eine Unterbrechung machte. Und weil der Prophet (ﷺ) einen Mann anwies, seine Wudhu zu vervollkommnen, als er sah, dass auf dessen Fuß noch ein fingernagelgroßes Stück Haut trocken geblieben war. Im Hadith von ʿUmar (radiyallahu anh) sagte er (ﷺ):
{ ارجعْ فأحسِنْ وُضُوءَك }
„Geh zurück und vollende deine Wudhu.“ [1]
In Musnad von Imam Ahmad wird überliefert, dass der Prophet (ﷺ) einen Betenden sah, auf dessen Fuß eine Stelle von der Größe eines Dirhams (Münze) war, die nicht mit Wasser benetzt war, und ihn anwies, seine Wudhu und sein Gebet zu wiederholen.[2]
Der Unterschied zwischen den beiden Überlieferungen liegt darin, dass die eine nur das Nachholen des fehlenden Teils anordnet, während die andere die vollständige Wudhu erneut verlangt. Nimmt man beide zusammen, zeigt sich, dass die gesamte Wudhu wiederholt werden muss. Dies ist stimmig, da die Überlieferung im Musnad Ahmad von Ahmad selbst und von Ibn Kathir als authentisch eingestuft wurde und eine gute Überliefererkette hat. Logisch betrachtet ist die Wudhu ein einzelner Akt der Anbetung. Würde man es in Teile trennen, wäre er nicht mehr eine einheitliche Handlung.
(Definition der Kontinuität im Wudhu:)
So lautet die Bedingung: Sukzession (Aufeinanderfolge) bei der Wudhu bedeutet, dass man das Waschen eines Körperteils nicht so lange aufschieben darf, bis das vorher gewaschene vollständig trocken ist. Diese Vorschrift gilt unter normalen Bedingungen - ohne starken Wind oder extreme Hitze bzw. Kälte. Im Winter oder während der Regenzeit trocknen Körperteile langsamer, während Wind oder Hitze sie schnell trocknen lassen.
Mit „vorher gewaschenes Körperteil“ ist stets nur das unmittelbar zuvor gereinigte gemeint. Wäscht jemand etwa den Kopf, während seine Arme noch nass sind, das Gesicht aber bereits getrocknet, so ist seine Wudhu korrekt (d.h. gültig). Denn es zählt nur das direkt vorher gewaschene Körperteil, nicht alle vorangegangenen.
(Ausnahmen von der Kontinuitätsvoraussetzung:)
Die Kontinuitätsanforderung entfällt, wenn eine Unterbrechung aus Gründen der Reinigung selbst notwendig ist. Entfernt man etwa einen Verband, der das Wasser vom Erreichen der Haut abhält, oder geht während der Wudhu das Wasser aus und man muss neues holen, so darf das bereits gereinigte Körperteil zwischendurch trocknen und man setzt die Wudhu fort.
Geschieht die Unterbrechung jedoch aus anderen Gründen, etwa um ein Blutfleck aus der Kleidung zu entfernen, sodass die Körperteile trocknen, so muss die Wudhu von vorn begonnen werden, weil dies die Reinigung selbst nicht betrifft.
Quelle: Al-Scharh al-Mumtiʿ, Band 1, Seite 191-193.
[1] Überliefert von Muslim Nr. 243. Authentisch.
[2] Überliefert von Ahmad 3:146 und Abu Dawud Nr. 175; als authentisch beurteilt von Imam Ahmad, Ibn al‑Turkumani, Ibn al‑Qayyim und Ibn Kathir. Siehe Tafsir Ibn Kathir: Maʾidah 6 und Al‑Talkhis al‑Habir 103.
Ibn Qudamah (rahimahullah) sagte:
Die erforderliche Kontinuität (Muwala) besteht darin, dass man nicht mit dem Waschen eines weiteren Körperteils wartet, bis das zuvor gewaschene Teil unter mäßigen Temperaturbedingungen völlig trocken ist; denn je nach Umständen kann das Trocknen mal schneller, mal langsamer verlaufen.
Quelle: Al‑Mughni, Band 1, Seite 181.
Mansur al-Buhuti (rahimahullah) sagte:
Kontinuität bedeutet hier, dass man nicht verzögert, ein Körperteil zu waschen, bis das vorherige bei gemäßigter Hitze und Kälte getrocknet ist. Das heißt konkret:
- Man wäscht die Hände, ohne abzuwarten, bis das Gesicht trocken ist,
- man wischt den Kopf, ohne zu warten, bis die Hände trocken sind,
- und man wäscht die Füße, ohne zu warten, bis der zuvor gewaschene Kopf trocken ist.
Daraus ergibt sich, dass es unerheblich ist, wenn jemand das Kopf-Abwischen erst verschiebt, bis sein Gesicht - nicht aber seine Hände - getrocknet ist.
Quelle: كـشـاف الـقـنـاع عن مـتـن الإقـنـاع, Band 1, Seite 105.
Übersetzung: Abu Davut Konyevi.