‘Aqiiqah {عقيقة} (Das Schlachten eines Opfertieres für das Neugeborene, auch: das Opfertier selbst)
‘Aqiiqah ist eine der Pflichten des Vaters gegenüber seinem neugeborenen Kind. Es ist das Schlachten eines Opfertieres als ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber Allah, dass Er einem ein Kind geschenkt hat. Die Aqiqah ist eine bestätigte Sunnah des Propheten (sallallahu alayhi wa sallam), da er zur Aqiqah Opfertiere für seine beiden Enkelsöhne Al-Hassan und Al-Hussein schlachtete, nachdem sie geboren wurden, wie bei Abu Dawud (2841, 3/177), An-Nasaa‘i (4230, 4/186) und At-Tirmidhi (1523, 4/99) berichtet wurde. Auch seine edlen Gefährten und ihre Nachfolger opferten Tiere als Aqiqah für ihre neugeborenen Babys.
Manche Gelehrten sind der Meinung, dass die Aqiqah verpflichtend ist, weil Al-Hasan von Samurah berichtete, dass Allahs Gesandter (sallallahu alayhi wa sallam) sagte:
{كُلُّ غُلاَمٍ رَهِينَةٌ بِعَقِيقَتِهِ.}
„Jeder (neugeborene) Junge ist verpfändet durch seine Aqiqah.“ [1]
Anmerkung:
Al-Hasan berichtete von Samurah, dass Allahs Gesandter (sallallahu alayhi wa sallam) sagte:
{كُلُّ غُلاَمٍ مُرْتَهَنٌ بِعَقِيقَتِهِ تُذْبَحُ عَنْهُ يَوْمَ السَّابِعِ وَيُحْلَقُ رَأْسُهُ وَيُسَمَّى}
„Jeder (neugeborene) Junge ist verpfändet durch seine Aqiqah, so schlachtet für ihn am siebten Tag (nach seiner Geburt), rasiert seinen Kopf und benennt ihn.“ (Ibn Maajah, Sunan, Band 1, Buch 27: Das Schlachten, Hadith 3165)
Imaam ibn al-Qayyim (rahimahullah) sagte in ‚Tuhfat al-Mawdud‘, S. 69: "Unter den Nutzen der Aqiqah sind folgende:
• Es ist ein Opfer {قُرْبان}, durch welches das Kind, bald, nachdem es auf die Welt gebracht wurde, Allah nah gebracht wird.
• Es ist eine Befreiung für das Neugeborene; Seine Aqiqah befreit es, damit es für seine Eltern Fürsprache einlegen kann.
• Es ist ein Opfer, durch welches das Neugeborene befreit wird, so wie Allah Ismaa’il durch den Widder befreite."
Anmerkung Ende
Imam Ahmad Ibn Hanbal sagte, indem er diesen Hadith erklärte: „{رَهِينَةٌ} (verpfändet) bedeutet hier, dass (wenn er als Baby stirbt), er bei Allah für seine Eltern Fürsprache einlegen kann, welche zum Anlass seiner Geburt für ihn ein Aqiqah opferten.“
Imam Ibnul-Qayyim sagte: „Ein Kind wird mit guter Wesensart und guten Manieren aufwachsen, wenn eine Aqiqah zum Anlass seiner Geburt geopfert wurde.“
Gemäß der gültigeren Meinung in dieser Angelegenheit, ist die Aqiqah ein bestätigter Akt der Sunnah. Überdies ist das Opfern eines Tieres als Aqiqah viel besser als sein Wert als Sadaqah zu geben.
Aqiqah ist ein Zeichen der Dankbarkeit der Eltern gegenüber Allah, dass Er sie mit einem neugeborenen Kind gesegnet hat. Es ist auch eine Methode, sich Allah zu nähern, indem man den Armen gegenüber wohltätig ist und das neugeborene Kind geistig freikauft.
Welche Art von Tieren, und wie viele sollen als ‘Aqiqah geopfert werden?
Zwei gleiche Mutterschafe, mit etwa dem gleichen Alter und der gleichen Größe sollen für einen Jungen geopfert werden, während nur ein Mutterschaf für ein Mädchen geopfert werden soll. Umm Kurz Al-Ka’biyyah berichtete, dass sie den Propheten (sallallahu alayhi wa sallam) sagen hörte:
{عَنِ الْغُلاَمِ شَاتَانِ وَعَنِ الْجَارِيَةِ وَاحِدَةٌ وَلاَ يَضُرُّكُمْ ذُكْرَانًا كُنَّ أَمْ إِنَاثًا}
„Für den (neugeborenen) Jungen sind zwei gleiche Schafe (als ‘Aqiqah zu opfern), und ein Schaf für das (neugeborene) Mädchen und es wird nicht schaden wenn sie (die Schafe) männlich oder weiblich sind.“ [2]
Der Unterschied in der Anzahl der zu opfernden Tiere für Jungen und Mädchen liegt daran, dass der Anteil eines männlichen Erben gleich dem von zwei Mädchen ist. Überdies ist die Freude eines Vaters, dem Allah einen Sohn gewährt gewöhnlich größer, als wenn ihm ein Mädchen geboren wird; dies ist der Grund, weshalb eine Aqiqah, welche als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber Allah abgehalten wird, doppelt im Falle eines neugeborenen Jungen ausfällt.
Wann sollte die Aqiqah stattfinden?
Bezüglich der Zeit, wann eine Aqiqah abgehalten werden soll, so ist es vorzuziehen, sie am 7. Tag nach der Geburt des Kindes stattfinden zu lassen. Jedoch ist es auch erlaubt, sie vor oder nach diesem Tag abzuhalten.
Die Namensgebung des Kindes
Es ist auch vorzuziehen, dem Kind an diesem Tag (der ‘Aqiqah) einen Namen zu geben, wie im ‚Sunan‘ und anderen Hadith-Büchern zu sehen ist, in denen der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: „Das Opfer soll (für das Neugeborene) am 7. Tag stattfinden und es soll auch (an diesem Tag) einen Namen bekommen.“ (Die 5 Hadith-Bücher)
Es ist jedoch auch erlaubt, dem Kind bereits am Tag seiner Geburt einen Namen zu geben. Einige Gelehrte sind der Meinung, dass es vorrangiger ist, dem Kind am siebten Tag nach seiner Geburt seinen Namen zu geben.
Es ist ein Akt der Sunnah, dem Kind einen guten Namen zu geben, weil (Abu-d-Dardaa‘ überliefert, dass) der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte:
{إِنَّكُمْ تُدْعَوْنَ يَوْمَ الْقِيَامَةِ بِأَسْمَائِكُمْ وَأَسْمَاءِ آبَائِكُمْ; فَأَحْسِنُوا أَسْمَاءَكُمْ.}
„Am Tag der Auferstehung werdet ihr mit euren Namen und den Namen eurer Väter gerufen; gebt euch also gute Namen.“ [3]
Der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) mochte gute Namen (siehe ‚Zaadul-Ma’aad, 2/336) und er verbot es, den Kindern Namen zu geben, welche die Anbetung anderer als Allah suggerieren, wie ‘Abdul-Ka’bah (Diener der Ka’bah), ‘Abdun-Nabii (Diener des Propheten), ‘Abdul-Masiih (Diener des Masiih), ‘Abdul-'Alii oder ‘Abdul-Hussein (Diener von 'Alii oder Hussein).
In dieser Angelegenheit sagte Imam Ibn Hazm (rahimahullah): „Die muslimischen Gelehrten stimmen darin überein, dass es verboten ist, Kindern Namen zu geben, die andeuten, dass jemand anderem als Allah gedient wird, wie ‘Abd-’Umar, ‘Abdul-Ka’bah und dergleichen. Jedoch gibt es keine Übereinstimmung über das Verbot, dass man sich auf Personen, die diese Namen bereits haben bezieht oder sie erwähnt, wie ‘Abdul-Muttalib, Bani ‘Abdud-Daar und ‘Abdu-Schams, jedoch nicht über die Benennung nach diesen (d.h. es gibt keine Meinungsverschiedenheit darüber, dass es verboten ist, jemanden derart zu nennen).“ (Siehe die Fußnote von ‚Ar-Rawdh Al-Murbi‘, 4/246).
Darüber hinaus ist es verabscheuenswert, einem Kind einen unangebrachten Namen, der eine schlechte Eigenschaft suggeriert, zu geben, wie Al-‘Asii (der Ungehorsame); Kulayb (Hündchen), Hanzalah (bittere Gurke), Murrah (bitter) und Hazan (Traurigkeit/Besorgnis). Der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) hasste schlechte Namen von Personen oder Orten und er sagte auch: „Die Namen, die Allah am liebsten sind, sind ‘Abdu-llaah (Diener Allahs) und ‘Abdur-Rahmaan (Diener des Allerbarmers).“ (Muslim 5552, 5/132)
Anmerkung:
Von Ibn ‘Umar wurde überliefert, dass der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte:
{إِنَّ أَحَبَّ أَسْمَائِكُمْ إِلَى اللَّهِ عَبْدُ اللَّهِ وَعَبْدُ الرَّحْمَنِ}
„Eure Namen, die Allah am liebsten sind, sind ‘Abdu-llaah und ‘Abdur-Rahmaan.“ (Sahih Muslim 2132, Buch 38: Manieren und Etikette, Hadith 2)
{عَنِ ابْنِ عُمَرَ، أَنَّ ابْنَةً لِعُمَرَ، كَانَتْ يُقَالُ لَهَا عَاصِيَةُ فَسَمَّاهَا رَسُولُ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم جَمِيلَةَ}
„Von Ibn ‘Umar wurde überliefert, dass ‚‘Umar eine Tochter hatte, die ‘Aasiya (Ungehorsame) genannt wurde. Der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) gab ihr den Namen Jamilah.“ [4]
{عَنْ مُحَمَّدِ بْنِ عَمْرِو بْنِ عَطَاءٍ قَالَ: سَمَّيْتُ ابْنَتِي بَرَّةَ. فَقَالَتْ لِي زَيْنَبُ بِنْتُ أَبِي سَلَمَةَ إِنَّ رَسُولَ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم نَهَى عَنْ هَذَا الاِسْمِ. وَسُمِّيتُ بَرَّةَ فَقَالَ رَسُولُ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم: لاَ تُزَكُّوا أَنْفُسَكُمُ. اللَّهُ أَعْلَمُ بِأَهْلِ الْبِرِّ مِنْكُمْ. فَقَالُوا: بِمَ نُسَمِّيهَا? قَالَ: سَمُّوهَا زَيْنَبَ.}
Muhammad Bin 'Amr Bin 'Ataa' berichtet: „Ich gab meiner Tochter den Namen „Barrah“ (Fromme). Zainab, die Tochter von Abu Salamah sagte mir, dass Allahs Gesandter (sallallahu alayhi wa sallam) mir verbot, mit diesem Namen zu benennen. (Sie sagte:) „Ich wurde ebenfalls Barrah genannt, doch Allahs Gesandter (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: ‚Haltet euch nicht selbst für lauter (d.h., Beansprucht nicht die Lauterkeit für euch selbst). Allah (allein) kennt die Menschen der Birr (Tugendhaftigkeit/Frömmigkeit) unter euch.‘ Sie (die Gefährten) sagten: ‚Wie sollen wir sie dann nennen?‘, er sagte: ‚Nennt sie Zainab.‘“. [5]
{أَغْيَظُ رَجُلٍ عَلَى اللَّهِ يَوْمَ الْقِيَامَةِ وَأَخْبَثُهُ وَأَغْيَظُهُ عَلَيْهِ رَجُلٌ كَانَ يُسَمَّى „مَلِكَ الأَمْلاَكِ.“ لاَ مَلِكَ إِلاَّ اللَّهُ!}
Abu Hurayrah erwähnte vom Gesandten Allahs (sallallahu alayhi wa sallam) viele Ahadith; einer von diesen lautete, dass der Gesandte Allahs (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: „Der elendste Mann bei Allah am Tage der Auferstehung, und der Abscheulichste, auf dem Sein (Allahs) Zorn liegt, wäre ein Mann, welcher „Malik al-Amlak“ (König der Könige) genannt wurde. Es gibt keinen König, außer Allah!“ [6]
Anmerkung Ende
Deshalb sollen Eltern ihren Kindern gute Namen geben und es vermeiden, ihnen verbotene oder abscheuliche Namen zu geben. Dies ist eine der elterlichen Pflichten gegenüber ihren Kindern.
Eigenschaften und Aufteilung des Opfertiers als ‘Aqiqah
Um auf das Thema der ‘Aqieqah zurück zu kommen, so verhält es sich mit der Aqiqah genauso wie mit dem Udhiyyah (Opfertier von Nichtpilgern an ‘Id al-Adha) in Bezug auf Alter und Eigenschaften des geopferten Tieres. Das Tier, welches zum opfern als Aqiqah ausgesucht wird, sollte im vorgeschriebenen Alter der Schlachtung sein (ab 6 Monate), frei von jeglichen physischen Defekten oder Krankheit sein und von guter Gesundheit und gutem Fleisch. Es ist auch wünschenswert, von dem Fleisch des als Aqiqah geopferten Tieres selber zu essen.
Sein Fleisch ist in drei Teile aufzuteilen: ein Drittel für den Besitzer, ein Drittel zur Vergabe als Geschenk sowie ein Drittel als Sadaqah, genau wie beim Udhiyyah. Aber ungleich wie beim Udhiyyah ist es nicht ausreichend für Leute, ein Tier beim Kauf zu teilen, und dieses als Aqiqah zu opfern. Z.B. können sie sich (finanziell) nicht, wie beim Udhiyyah, ein Rind oder ein Kamel teilen, und dieses als Aqiqah opfern, da die Aqiqah für eine Seele geopfert wird und deshalb nicht geteilt werden kann. Zudem wurde weder über den Propheten (sallallahu alayhi wa sallam) noch über seine Sahaba berichtet, dass sie sich Tiere, die als Aqiqah geopfert wurden (finanziell) teilten.
Wichtigkeit der guten Erziehung der Kinder
Es ist die Pflicht der Eltern, ihre Kinder mit moralischen Werten und noblen Manieren großzuziehen, damit diese zu rechtschaffenen Männern und Frauen heranwachsen. Ein arabischer Poet sagte:
„Das Kind scheint heranzuwachsen,
auf die Weise, wie es erzogen wurde.“
Nachdem die Kinder heran gewachsen sind, ist es sehr schwer, ihren Charakter oder ihr Wesen zu ändern. Viele Individuen sind korrupt, wegen der Art und Weise, wie sie aufgezogen wurden und wegen dem Mangel an moralischer Rechtleitung in ihrer Kindheit. Deshalb sollten Kinder von schlechten Versammlungen und von korrupten Gefährten ferngehalten werden. Das Zuhause sollte eine rechtschaffene, religiöse Atmosphäre für das Kind beinhalten, weil es die erste Schule im Leben des Kindes ist. Deshalb sollten Eltern von ihrem Zuhause alle Methoden der Korruption und Bösartigkeit fernhalten, insbesondere in der heutigen Zeit, wo die Methoden der Korruption überall verbreitet und die Häuser damit gefüllt sind, mit Ausnahme derer, die Allah mit Seiner Barmherzigkeit davor bewahrt hat. Eltern müssen sich also vor dieser Verdorbenheit hüten und ihre Kinder zur ‘Ibaadah (das was Allah liebt, und Ihm wohlgefällt an Worten und Taten, innerlich und äußerlich) und dem Gehorsam gegenüber Allah aufziehen, indem sie ihre Religion ehren, den Qur’aan zu schätzen wissen und ihn lieben; dies sind die wahren Methoden, um Glückseligkeit im Diesseits als auch im Jenseits zu erreichen.
Kurz, Eltern oder Vormünder sollten gute Vorbilder für ihre Kinder abgeben, durch gute Manieren, Sitten, Gewohnheiten und Moral. Möge Allah uns alle zu dem leiten, was Er mag und Ihm gefällt!
Schaykh Saalih Al-Fawzaan, hafidhahullah
Aus dem Buch „A summary of Islamic Jurisprudence“ (Band 1, Kapitel 11: Aqiqah, S. 463-467)
Überschriften und Anmerkungen von Islam Fatwa
[1] Abu Dawud, Sunan, Buch 16: Opfer, Kapitel 21: Die Aqiqah, Nr. 2837, Hadith 50 (3/175), At-Tirmidhy, 1526 (4/101); An-Nasaa’y, 4231 (4/186); Ibn Majah, 3165 (3/55).
[2] Ahmad 23910, 6/31; Abu Dawud 2835, 3/174; At-Tirmidhy, Jaami’ 1517, Buch 19, Hadith 28 (4/96); An-Nasaa’i 4227, 4/185; Ibn Majah 3162, 3/549.
[3] Sunan Abi Dawud 4948, Buch 43: Al-Adab, Hadith 176, 5/149; von Al-Albani als da’if eingestuft; Ahmad 21589, 5/139; Abu Dawud 4948, 5/149; Ibn Hibaan, Nr. 1944.
[4] Sahih Muslim 2139 b, Buch 38: Manieren und Etikette, Kapitel 3: Es wird empfohlen schlechte Namen in Gute zu ändern, und den Namen „Barrah“ {بَرَّةَ} in „Zainab“, „Juwayriyah“ und dergleichen, Hadith 20.
[5] Sahih Muslim 2142 b, Buch 38: Manieren und Etikette, Kapitel 3: Es wird empfohlen schlechte Namen in Gute zu ändern, und den Namen „Barrah“ {بَرَّةَ} in „Zainab“, „Juwayriyah“ und dergleichen, Hadith 24.
[6] Sahih Muslim 2143 b, Buch 38: Manieren und Etikette, Kapitel 4: Das Verbot der Namen „Malik al-Amlak“ oder „Malik al-Mulk“ (König der Könige), Hadith 26.