Frage:
Könnten Sie uns den Glauben an die Jinn zusammen fassen?

Antwort:
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Alles Lob gebührt Allah, Der die Jinn und die Menschen erschaffen hat, damit sie Ihm dienen. Er hat ihnen gemäß Seiner Weisheit Dinge angeordnet, damit Er ihnen vergelte, was sie tun. Ich bezeuge, dass niemand der Anbetung würdig ist außer Allah allein. Er hat keinen Teilhaber. Ihm gehört das Reich und Ihm gebührt das Lob und Er hat zu allem die Macht. Und ich bezeuge dass Muhammed Allahs Diener und Gesandter ist, den Er zu den Menschen und den Jinn als Verkünder froher Botschaften und als Warner gesandt hat. Allahs Preis und Heil auf ihm, seinen Freunden und allen, die ihnen auf beste Weise folgen. Folgendes:

Allah sagte: „Und Ich habe die Jinn und die Menschen nur darum erschaffen, dass sie Mir dienen. Ich wünsche keine Versorgung von ihnen, noch wünsche ich, dass sie Mich speisen. Allah allein ist Der große Versorger, Der Allmächtige, Der Starke.“ (Sura Dariyat, Verse 56-58)

Die Welt der Jinn gehört zum Verborgenen. Sie wurden aus Feuer erschaffen und zwar vor den Menschen. Allah sagte: „Und Wir haben ja den Menschen aus trockenem Ton, aus fauligem schwarzen Schlamm erschaffen. Und die Jinn haben Wir zuvor aus dem Feuer des Glutwindes erschaffen.“ (Sura al-Hijr, Verse 26-27)

Sie werden zur Rechenschaft gezogen. Allahs Befehle und Verbote sind auch an sie gerichtet. Und ihnen gibt es Gläubige und Ungläubige, Gehorsame und Ungehorsame. Die Jinn sagen über sich selbst: „Und unter uns sind Gottergebene; und unter uns sind (vom rechten Weg) Abschweifende. Was nun jemanden angeht, der sich (Allah) ergeben hat, so bemüht er sich um (mehr) Besonnenheit. Was aber die (vom rechten Weg) Abschweifenden angeht, so werden sie Brennholz für die Hölle sein.“ (Sura al-Jinn, Verse 14-15)

„Und unter uns gibt es Rechtschaffene, und unter uns gibt es solche, die weniger rechtschaffen sind; wir sind getrennte(n) Wege(n gefolgt).“ (Sura Jinn, Vers 11)

Das heißt, es gibt verschiedene Gruppen und Neigungen, wie unter den Menschen. Die Ungläubigen von ihnen treten, unter Übereinkunft, ins Feuer ein. Und der Gläubige tritt ins Paradies ein, wie auch der Mensch. Allah sagte: „Für jemanden aber, der den Stand seines Herrn fürchtet, wird es zwei Gärten geben - welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide denn leugnen? …“ (Sura ar-Rahman, Verse 46- 47)

Ungerechtigkeit unter ihnen und den Menschen ist verboten, genauso wie es unter den Menschen verboten ist, denn Allah sagte im Hadith Qudsi: „Oh, meine Diener! Ich habe Mir die Ungerechtigkeit Selbst verboten und habe sie unter euch für verboten erklärt. Also seid nicht ungerecht!“ (Muslim # 4674)

Trotzdem greifen sie manchmal die Menschen an und auch die Menschen greifen manchmal die Jinn an. Der Mensch kann die Rechte der Jinn verletzen, indem er für die Reinigung nach seiner Notdurft Knochen und Tierkot verwendet. In Sahih Muslim ist von Ibn Mas’ud überliefert, dass der Gesandte Allahs (sallAllahu alaihi wa sallam), als er nach der für die Jinn zustehenden Nahrung gefragt wurde, sagte: „Jedes Stück Knochen, worüber Allahs Name nicht ausgerufen wurde, gehört euch. So werdet ihr viel Fleisch vorfinden.“ Der Prophet (sallAllahu alaihi wa sallam) sagte dann: „So reinigt euch nicht damit, denn es ist die Nahrung eurer Glaubensbrüder.“ (Muslim # 682)

Die Jinn können die Menschen angreifen, indem sie ihnen in ihre Herzen einflüstern. Deshalb hat Allah befohlen, dass man vor ihnen Zuflucht suchen soll. Er sagte: „Sag: Ich nehme Zuflucht beim Herrn der Menschen, dem König der Menschen, dem Gott der Menschen, vor dem Übel des Einflüsterers, des Davonschleichers, der in die Brüste der Menschen einflüstert, von den Jinn und den Menschen.“ (Sura an-Nas)

Mache dir bewusst, dass Allah sagte: „Von den Jinn und den Menschen.“ Er erwähnt zuerst die Jinn, denn ihre Einflüsterungen sind gewaltiger und, dass sie zu den Menschen gelangen, ist weniger ersichtlich. Wenn man nun sagt: Wie gelangen sie zu den Brüsten der Menschen und flüstern dort hinein? Dann höre die die Antwort von Muhammad, dem Gesandten Allahs (sallAllahu alaihi wa sallam) an. Er sagte zu zwei Leuten der Ansar: „Der Satan befindet sich so nahe am Sohn Adams wie der Ort, an dem das Blut fließt. Und ich befürchte, dass in eure Herzen etwas Übles gestoßen wird.“ Und in einer anderen Version: „Er ist dem Sohn Adams so nahe wie sein Blut.“ (Buchari # 1897)

Die Jinn können dem Menschen auch Angst und Schrecken einflößen, besonders dann, wenn der Mensch bei ihnen Hilfe und Zuflucht sucht. Allah sagte: „Und (manche) Männer von den Menschen pflegten Zuflucht zu nehmen bei (einigen) Männern von den Jinn, doch mehrten sie so (bei) ihnen die Drangsal.“ (Sura al-Jinn, Vers 6)

Das heißt sie machten ihnen Angst, Schrecken und Furcht. Die Jinn können auch die Menschen angreifen, indem sie in den Menschen eindringen, der dann in Ohnmacht fällt. Er lässt ihn durcheinander werden bis er ohnmächtig wird. Es kann sogar sein, dass er ihn zu seinem Verderben führt, indem er einen in ein Loch führt oder in Wasser, das ihn ertränkt, oder Feuer, dass ihn verbrennt.

Allah hat denjenigen, der Zinsen nimmt, mit demjenigen verglichen, der von seinem Grab erschlagen aufersteht und vom Satan mit Wahnsinn geschlagen wurde. Allah sagte: „Diejenigen, die Zins verschlingen, werden nicht anders aufstehen als jemand, den der Satan durch Wahnsinn hin und her schlägt ...“ (Sura al-Baqarah, Vers 275)

Ibn Garir sagte: „Er ist es (der Satan), der ihn schlägt und umhaut.“
Ibn Kathir sagte: „(Er steht so auf), wie jemand, der umgehauen wurde und den der Satan mit Wahnsinn geschlagen hat.“
Al-Baghawi sagte: „Schlagen bedeutet hier umhauen.“

Gemeint ist dass derjenige, der Zinsen nimmt, wie ein Erschlagener auferweckt wird. Imam Ahmad hat in seinem Musnad (4/171,172) über Ya’la Ibn Murrah überliefert, dass eine Frau mit einem ihrer Söhne, der von einem Jinn befallen wurde, zum Propheten (sallAllahu alaihi wa sallam) ging, welcher sagte: „Tritt aus, oh Feind Allahs, ich bin der Gesandte Allahs!“ Er (Ibn Murrah) sagte: „Dann war der Knabe geheilt und seine Mutter schenkte dem Propheten (sallAllahu alaihi wa sallam) zwei kleine Schafe und etwas getrocknete Milch und tierisches Fett. Der Prophet (sallAllahu alaihi wa sallam) nahm die getrocknete Milch und das tierische Fett und ein kleines Schaf und gab ihr das andere zurück.“
(Die Überlieferer sind vertrauenswürdig und dieser Hadith wurde über mehrere Wege überliefert. Und Ibn Kathir sagte in seinem Geschichtsbuch: „Al-Bidayah wan-Nihayah“: „Dies sind für die Experten mehrere Überlieferungswege, die einen überzeugen, dass Ya’la Ibn Murrah diese Geschichte erzählt hat.“)

Ibnul-Qayyim, einer der großartigen Schüler von Schaikh al-Islam Ibn Taymiyyah, sagte in seinem Buch: Zadul-Ma’ad (4/66): „Es gibt zwei Arten von Epilepsie: Die eine ist die der irdischen schlechten Seelen und die andere vom Durcheinander von schlechten Dingen.“

Die Ärzte reden über die zweite Art und ihre Ursachen und ihre Heilung. Was die Epilepsie der Seelen angeht, so erkennen sie die Ärzte dieses Fachbereiches an, sowie auch die Vernünftigen: Sie leugnen sie nicht. Aber die unwissenden Ärzte und die niedrigsten, unerzogenen von ihnen und diejenigen, welche die Heuchelei mögen, erkennen nicht die Epilepsie der Seelen an. Sie erkennen auch nicht an, dass dies auf den Körper einen Einfluss hat. Sie haben nichts als Unwissenheit! In der Medizin gibt es nichts, was dagegen spricht. Und die Erfahrung und die Realität bezeugen es. Und wer einen Verstand hat und diese Seelen kennt und die auf sie einwirkenden Faktoren, lacht über jene und ihren schwachen Verstand.

Man kann sich hiervor auf zwei Weisen schützen: Vorsichtsmaßnahmen und Heilung!

Man schützt sich durch das Lesen dessen, was im Buch Allahs und der authentischen Sunnah des Gesandten Allahs (sallAllahu alaihi wa sallam) überliefert ist und durch ein starkes Selbstbewusstsein und indem man nicht den Einflüsterungen und Phantasien folgt, die es nicht wirklich gibt. Als Mensch solchen Einflüsterungen und Einbildungen zu folgen, führt dazu, dass diese Einbildungen und Einflüsterungen gestärkt werden, so dass sie wirklich werden.

Was die Heilung der Epilepsie der Seelen angeht, so haben die großen Ärzte anerkannt, dass natürliche Medikamente keinen Einfluss haben. Das Heilmittel ist das Bittgebet, das Lesen und das Ermahnen. Schaikh al-Islam Ibn Taymiyyah pflegte mit dem Thronschemelvers und der 113. Und 114. Surah zu heilen. Sehr oft las er auch in die Ohren des Befallenen: „Meint ihr denn, dass Wir euch zum sinnlosen Spiel erschaffen hätten und dass ihr nicht zu Uns zurückgebracht würdet?“ (Sura al-Mu’minun, Vers 115)

Sein Schüler Ibnul Qayyim sagte: „Er hat mir erzählt, dass er einmal ins Ohr eines Befallenen diesen Vers las und die Seele dann sprach: „Ja“ und zog es in die Länge. Er sagte: „Dann nahm ich einen Stock und schlug ihm auf die Halsgefäße, bis meine Hände vom Schlagen müde wurden.“ Dann sagte sie: „Ich will mit ihm Hadsch machen.“ Dann sagte ich zu ihr: „Er will kein Hadsch mit dir machen.“ Dann sagte sie: „Ich lasse ihn aus Ehre zu dir in Frieden.“ Dann sagte ich: „Nein, sondern aus Gehorsam Allah und Seinem Gesandten gegenüber.“ Dann sagte sie: „Ich gehe raus.“ Dann schaute der Befallene nach rechts und links und sagte: „Warum bin ich beim Schaikh?“ Dies sind die Worte von Ibnul Qayyim über seinen Lehrer.

Ibn Muflih sagte in seinem Buch „Al-Furu‘“ - er ist auch ein Schüler von Schaikh al-Islam gewesen- : „Wenn zu unserem Schaikh ein Befallener gebracht wurde, warnte er denjenigen, der ihn befallen hat, befahl ihm und verbot ihm. Wenn er fertig war und der Befallende vom Befallenen ausgetreten war, nahm er ihm ein Versprechen ab, dass er nicht mehr zurückkehrt. Wenn er ihm nicht gehorchte, aufhörte und austrat, schlug er ihn bis er austrat.“ Offensichtlich schlägt man den Befallenen, aber in Wirklichkeit schlägt man den Befallenden. „Als Ahmad (Schaikh al-Islam Ibn Taymiyyah) gestorben war, kam er wieder.“

Somit ist klar, dass das Befallen der Menschen von Jinn bestätigt ist im Buch, in der Sunnah und durch die Realität. Die Mu’tazilah haben dies geleugnet. Wenn nicht, dann wäre nicht um diese Thematik viel Verwirrung und Streit darüber entstanden, dass Allahs Buch auf Illusionen hinweist, die nicht wirklich sind. Und wäre aus dem nicht gefolgt, dass unsere Führer und Gelehrte der Ahlus-Sunnah ausgelacht werden oder sie der Lüge bezichtigt werden, dann hätte ich diese Thematik nicht angesprochen, denn sie gehört zu den Dingen, die man erfahren und sehen kann. Und was man erfahren und sehen kann, benötigt keinen Beleg, denn die Erfahrung selbst ist der Beleg. Sie zu leugnen ist eine Überheblichkeit und leeres Gerede.

Darum betrügt euch nicht selbst und seid nicht voreilig, sucht Zuflucht bei Allah vor dem Übel der Jinn und Menschen. Bittet Ihn um Vergebung und wendet euch Ihm reuevoll zu, denn Er ist Der Allvergebende, Der Barmherzige.


Schaykh Uthaymin, rahimahullah

Aus ‚Aqidah der sunnitischen Glaubensgemeinschaft‘ - Band 1, Fataawa des ehrenwerten Gelehrten Uthaymin